Ich sehe Dich an, nein, nicht wirklich dich und doch dich, beschränkt auf das augenblicklich Wesentliche.
In meinem Kopf finden sich viele Worte, unsortiert, ein breites Spektrum an lustvollen Ausdrücken, direkte und fein subtile. Die direkten, plakativ, herrlich ordinär, obszön, ich könnte sie dir mitten ins Gesicht spucken, unverschämt und schamlos. Du wüsstest sofort, woran du wärest, wie ein Befehl, der dich durchdringte, dir Lust machte, auf diese einfache Rohheit, wie sie ein ungeschliffener Diamant noch besitzt.
Die subtilen Beschreibungen deines Wesentlichen jedoch, die atme ich aus, hauche sie dir ins Ohr, so dass sie direkt deinen Geist einnebeln, berauschend dir Bilder in den Kopf setzen, dir von all dem erzählen, was man jenseits der groben Bearbeitung erschaffen kann. Sie geben dir den Feinschliff, gehen tiefer als das direkt und scharf umrissene Wort; diese Worte haben keine Grenze, sie bewegen dich mal dahin, mal dorthin, spielen mit dir und doch kannst du noch nicht greifen, was mit dir geschieht. Während du dich gegen die direkte Sprache noch widersetzen kannst, noch Widerstand leisten kannst, so findest du in diesem Raum des subtilen sprachlichen Ausdrucks nichts davon wieder, keinen Haken, keinen Boden, dafür ein Sichtreibenlassen von dem, der sie ausspricht, gleich einer magischen Formel, die ihren Zauber verbreiten möchte.
Dann beraube ich dich deiner Worte, der Möglichkeit, noch etwas zu sagen, zu bitten oder zu flehen; deine Zunge in den hinteren Rachenraum gedrängt, kaum mehr fähig, zu schlucken, und der Speichel läuft dir schon langsam die Mundwinkel herab. Wo vorher noch Worte waren tauchen nun Empfindungen auf, ein Gefühl von Unsicherheit und der Erregung daran. Diese dringt langsam in dich ein, so langsam, dass jeder Millimeter deine Lust an diesem Ausgeliefertsein ausweitet; sollte es Worte dafür gegeben haben, so hast du sie jetzt verloren...
